Wie Domain-Registrierungen neue Produkte verraten können

Wer als in der Öffentlichkeit stehendes Unternehmen plötzlich neue Domains registriert, weckt die Aufmerksamkeit von Fans, Medien und Konkurrenten.

 

 

Ein neues Auto, ein innovatives Smartphone, eine technologische Neuheit – häufig kommen diese Dinge relativ überraschend auf den Markt. Das ist im Sinne der herstellenden Unternehmen: Konkurrenten sollen möglichst spät von der Markteinführung erfahren, um nur wenig Zeit für eine Reaktion zu haben. Und damit die geplante Marketing-Kampagne ihre volle Wirkung entfaltet, muss sie für die Kunden überraschend kommen.

 

Im modernen Informationszeitalter ist es nicht einfach, derartige Geheimnisse zu bewahren. Marketingkampagnen wollen vorbereitet werden und häufig steht in deren Zentrum die zum Produkt passende Webadresse. Doch wer als in der Öffentlichkeit stehendes Unternehmen plötzlich neue Domains registriert, weckt die Aufmerksamkeit von Fans, Medien und Konkurrenten.

 

Aktuelles Beispiel: Kommt das iAuto?

Seien Sie ehrlich: Haben Sie schon einmal etwas von Project Titan gehört? Nein? Dann gehören Sie wohl zu der Mehrheit, die noch nichts über das möglicherweise kommende Apple-Auto weiß. Dabei hätte man die Hinweise bereits entdecken können, wenn man sich die Domain-Registrierungen von Apple anschaut.

 

Es ist noch gar nicht so lange her, da sicherte sich der Tech-Konzern aus Cuppertino die Webadressen apple.car, apple.cars und apple.auto. Da selbstfahrende Autos aktuell ein großes Ding sind, liegt die Vermutung nahe, dass Apple selbst an dieser Technologie arbeitet. Wenn also bald das iAuto angekündigt wird, können Sie jetzt sagen: Ich habe es gewusst!

 

Noch mehr Domains von Apple – und anderen

Es wäre auch nicht das erste Mal, dass eine Domain-Registrierung einen Hinweis auf ein neues Produkt von Apple gibt. 2011 kaufte das Unternehmen die bestehende Domain iCloud.com von der schwedischen Software-Firma Xcerion. Kurz darauf startete der iCloud-Speicherdienst.

 

Weitere Beispiele:

 

  • Der Videospiel-Publisher Sega registrierte im Sommer 2011 die Domain dawnofwar3.com. Ein Jahr später wurde das Echtzeitstrategiespiel offiziell angekündigt.
  • Mit der Domain reddead.online deutete der Spieleentwickler Rockstar Games im Oktober 2016 einen wichtigen Online-Modus für sein kommendes Westernspiel Red Dead Redemption 2 an. Im selben Monat wurde der Titel offiziell vorgestellt.
  • Gerüchte um ein Surface-Smartphone von Microsoft gibt es schon länger – frisch befeuert wurden sie im April 2017 durch die neu von Microsoft registrierte Domain surfacephone.com.

 

Einige Unternehmen machen aus der Not auch eine Tugend und streuen die Hinweise auf ihre neuen Domain-Registrierungen bewusst am Anfang einer ausgetüftelten Werbestrategie. Recht auffällig: Häufig kursieren Hinweise auf neu registrierte Webadressen im Vorfeld größerer Messen oder Branchen-Veranstaltungen. Das baut Interesse und Neugier auf. Die große Vorstellung des neuen Produkts erfolgt dann auf der Messe selbst.

 

Red Bull geht neue Wege

Aber nicht nur der Technologiebereich verrät seine eigentlich geheimen Produktentwicklungen manchmal durch Domain-Registrierungen. Auch traditionelle Branchen sind auf die richtige Online-Vermarktung ihrer kommenden Produktlinien angewiesen. Ein aktuelles Beispiel liefert die österreichische Firma Red Bull. Eigentlich für seine gleichnamigen Energy-Drinks bekannt, registrierte der Getränkekonzern Anfang 2017 die Internetadressen organicsbyredbull.com, organicsbyredbull.at und organicsbyredbull.de.

 

Alle drei Domains registrierte das Unternehmen auf die Adresse seiner Zentrale in Fuschl. Auf Nachfrage bestätigte Red Bull, unter dieser Domain in Zukunft selbstproduzierte Softdrinks wie Ginger-Ale und Tonicwater zu bewerben.

 

Verschleierung von Domain-Registrierungen

Während ein paar Unternehmen die potenziellen Domain-Namen-Leaks zu einem Teil ihrer Produktvermarktung machen, ist es anderen wichtiger, das Geheimnis bis zum richtigen Zeitpunkt zu bewahren. An dieser Stelle kommen sogenannte Privacy-Protection- oder Proxy-Registration-Dienste zum Einsatz. Dabei handelt es sich um externe Dienstleister, die neue Domains auf ihren eigenen Namen registrieren und die Internetadressen später an ihren Auftraggeber übergeben. Diese Verschleierungstaktik greift jedoch nur bis zu einem bestimmten Maß.

 

Wer hinter der Registrierung einer neuen Domain steckt, finden Sie übrigens über die Datenbanken von Organisationen wie der Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) und dem Deutschen Network Information Center (DENIC) heraus. Bei Letztgenanntem sind alle Domains mit der Länderkennung .de registriert.